Offizielle Einweihung der Mühle

Am 12. April 2014 wurde die Weseker Bockwindmühle im Beisein von Vertretern aus Politik und Geistlichkeit sowie unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und auswärtiger Besucher offiziell in Betrieb genommen. Neben einem bunten Rahmenprogramm hatte der Mühlenverein auch für das leibliche Wohl der Gäste gesorgt und bei schönem Wetter somit alle Voraussetzungen für eine gesellige Veranstaltung geschaffen.

Der Vorsitzende Christian Rottstegge konnte auf dem Mühlenhügel in Weseke bei sonnigem Wetter und angenehmer Temperatur (aber einem leider nur „lauen Lüftchen“ für die Mühlenflügel) die stellv. Landrätin Frau Sommers, die Erste Beigeordnete der Stadt Borken, Frau Schulze Hessing, den stellv. Bürgermeister Hubert Börger, die Weseker Ortsvorsteherin Mechthild Trepmann sowie Herrn Erhard Jahn als den Präsidenten der deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung begrüßen.
In seine Begrüßung schloss er auch Josef Benning ein, den Initiator des Mühlenprojekts, die Vertreter der Kirchen Pater Marek Dziedzic und Pfarrer Uwe Weber sowie den Ausbilder der künftigen Weseker Müller, Herrn Martin te Brake, der die Mühle derzeit noch als Fachmann in Betrieb nimmt, bis die Weseker es selber können und dürfen.
Nach einer leicht abgewandelten Gedicht-Geschichte über Mühlen von Andreas Müller zur Einstimmung, blickte Christian Rottstegge mit einem lachenden aber auch mit einem weinenden Auge auf den anstrengenden und kräftezehrenden Weg des Mühlenprojekts zurück, den er jedoch durchweg positiv bewertete. In den vergangenen rund fünf Jahren waren vom Vorstand und den zahlreichen Helfern spürbare physische wie psychische Belastungen zu bestehen und auch für den zukünftigen Mühlenbetrieb werde noch genügend Arbeit zu leisten sein. Alle haben dabei viel gelernt, aber, so der Vorsitzende, insgesamt auch sehr viel Spaß bei der Aufgabe gehabt. Er selbst habe erlebt, dass er sich zu 100 Prozent auf seine Kollegen im Vorstand und Verein verlassen kann und auch darauf, dass die Weseker, ob Groß- oder Kleinspender, ob Vereinsmitglied oder nicht, immer wieder gerne unterstützt haben, wenn Hilfe benötigt wurde.
Ausdrücklich erwähnte der Vorsitzende auch die Stadt Borken, deren Rat und Verwaltung den Verein immer mit guten Ratschlägen und Geld unterstützt haben. Die Beteiligung an dem Projekt habe ihm große Freude bereitet, zumal viele nicht daran glauben wollten oder sogar gesagt hätten, es werde nie etwas daraus werden, das sei eine Nummer zu groß.
Mit dem heutigen Tag wurde das Gegenteil bewiesen! Wo ein Wille und eine starke Gemeinschaft wirken, ist auch ein Weg. Getreu dem Motto “ Nach Zirkel, Winkel, Lot und Blei dreht sich die ganze Müllerei“, habe man für Weseke und darüber hinaus etwas aufgebaut.
Mit zwei Versen von Wilhelm Busch über die Abhängigkeit der Mühle von Wind und Korn, die, wie sich herausstellte, auch die beiden folgenden Rednerinnen für sich eingeplant hatten, leitete Christian Rottstegge auf einen Rückblick zur Projektgeschichte über. (Nachzulesen unter Menüpunkt „Neuigkeiten / Archiv“ der Internetseite des Vereins.)
Zum Abschluss seiner Ausführungen bedankte er sich ausdrücklich bei seinen Vorstandskollegen Paul, Rolf, Rainer und Martin, die immer da waren, wenn er sie brauchte. In seinen Dank schloss er alle großen und kleinen Spender von Geld und Material und alle Helfer für den Mühlenbau sowie ausdrücklich noch einmal die Stadt Borken ein. Ganz besonders dankte Christian Rottstegge seiner Frau Petra und den anderen Damen des Vorstands für ihr Verständnis, ohne das der Einsatz der Männer so nicht möglich gewesen wäre.
Auch der Heimatverein blieb nicht unerwähnt für das Zur-Verfügung-Stellen seiner kompletten Infrastruktur und die Umwandlung eines Darlehens in Höhe von 5000 € in eine am Einweihungstag übergebene Spende.
Abschließend dankte der Vereinsvorsitzende den Helfern und Mitgestaltern des Einweihungsfestes. Erwähnt wurden die Zuständigkeit des Hegerings für die Getränkeausgabe, die Verkehrsregelung durch den KLJB, die musikalische Begleitung durch die Sippelhacker des Musikvereins und die Alte Garde des Heimatvereins, die Tanzdarbietungen der Klumpendänzer des Heimatvereins Gemen sowie die Doskerkerls aus Velen mit ihrem alten Maschinenpark.
Danach hatte Rolf Weinbrenner als Kassierer des Mühlenvereins Gelegenheit, die finanzielle Abwicklung des Bauprojekts zu erläutern. Er trug vor, wie sich die Baukosten im Großen und Ganzen zusammensetzten und nannte die Hauptspender, wobei er ansagte, die Spenden im Detail auf der Internetseite des Vereins aufzulisten. Letztlich konnte das Projektkonto mit Kosten in Höhe von rund 200tsd Euro plus 100tsd Euro „Muskelhypothek“ ausgeglichen abgeschlossen werden, womit dem Kassierer also weiterhin ein ruhiger Schlaf sicher sein würde. Vollends war ihm der Beifall des Publikums sicher, als er verkündete, dass es die finanzielle Lage des Vereins auf Grund von Sach- und Geldspenden erlaube, alle Gäste zu freien Getränken auf Vereinskosten einzuladen.
Frau Sommers als Vertreterin des Landrats betonte in ihrem Grußwort, dass es schon etwas Besonderes sei, auf das man stolz sein könne, wenn ein Dorf wie Weseke als Ortsteil von Borken mit soviel Engagement und Herzblut – ob in finanzieller Form oder mit Muskelkraft – so ein tolles Bauwerk erstellt. Darüber hinaus sei auch die Möglichkeit gar nicht zu unterschätzen, mit dieser Mühle den nachfolgenden Generationen zu zeigen, mit welchem Aufwand und harter Arbeit früher Mehl hergestellt werden musste, und dass man nicht immer schon einfach Mehl im Supermarkt einkaufen konnte. Sie schloss mit dem Wunsch, dass immer genügend Wind weht, damit sich die Mühle auch dreht.
Danach gab die Alte Garde das Lied vom Müller zu Besten.
Die Erste Beigeordnete der Stadt Borken Frau Schulze Hessling nahm anschließend in Vertretung von Bürgermeister Lührmann das Mikrofon und erfreute die Weseker sogleich mit der Aussage, die Mühle sei auch ein Wahrzeichen von Borken, weil Weseke nunmal zu Borken gehöre und man freue sich als Weseker oder Borkener, wenn sowas gelingen kann. Als Alleinstellungsmerkmal sei auch anzusehen, dass keiner der beiden anwesenden Geistlichen, die sie gefragt hatte, bisher eine Mühle einsegnen konnte. Auch Frau Schulze Hessling verwies auf die Bedeutung der Möglichkeit, den jungen Menschen in der heutigen medialen Welt „handgreiflich“ vor Augen führen zu können, woher das Brot kommt, und dass es nicht nur von der Bäckertheke kommt, sondern ein Prozess davor abläuft und man hier zeigen kann, wie das Ganze funktioniert. Abschließend hob sie die Attraktivitätssteigerung für Weseke (und auch für Borken) durch die Mühle vor allem im Zusammenhang mit dem Ensemble des Heimatvereins im Quellengrund sowie dem wunderschönen Garten Picker direkt neben der Mühle hervor.
Die Alte Garde stimmte anschließend gemeinsam mit den Besuchern das Lied „Das Wandern ist des Müllers Lust“ an.
Die Ortsvorsteherin Mechthild Trepmann wies noch einmal auf den notwendigen Mut, Fleiß, Optimismus und ganz viel Ausdauer hin, die notwendig waren, um das große Wagnis zu bestehen, diese Idee in die Tat umzusetzen. Weseke habe nun neben der schönen Pfarrkirche ein neues imposantes Bauwerk vorzuweisen. Auch sie hob hervor, dass die Bockwindmühle eine große Bereicherung für das Dorf, aber auch für die Stadt Borken sei. Ein weiteres Aushängeschild neben dem Heimathausgelände und dem Garten Picker. Sie dankte allen Helfern und Unterstützern aus Dorf und Stadt, die nach dem Motto „gemeinsam sind wir stark“ gehandelt hätten. Mit dem Spruch „Weseke ist stolz auf euch!“ wünschte Frau Trepmann allen frohe und unterhaltsame Stunden auf dem Mühlenhügel.

Christian Rottstegge bat nun den stellv. Bürgermeister Huber Börger nach vorne, um einige launige Worte zum Mühlenbau zu sagen.

Dieser kam der Bitte umgehend nach, wies jedoch darauf hin, unvorbereitet für eine Rede, wie er sei, wolle er sich gerne seinen Vorrednern anschließen, aber da er vor sich die Herren Schnelting und Dalhaus von der Stadtverwaltung sehe, wolle er gerne doch etwas in die Historie gehen. Etwas zu bauen und zu bezahlen sei schwierig, jedoch etwas zu planen und zur Baureife zu bringen sei heutzutage viel schwieriger. Wenn er an das Verfahren des Mühlenbaus denke, an all die zu berücksichtigenden Planungsgrundlagen, die unzähligen Stellungnahmen dazu und Einwände von Rechtsanwälten, um den Bau zu verhindern, die wiederum Stellungnahmen erforderten, dann sei er froh, dass der Haupteinwand eines wohl bekannten Rechtsanwalts an einem 11.11. in der Karnevalshochburg Düsseldorf eingebracht wurde. Vielleicht ein Grund, dass der Einwand nicht als so gewichtig angesehen wurde. Und weil all dieser Papierkrieg von der Verwaltung der Stadt Borken immer wieder so positiv und zielführend bearbeitet wurde, wolle er sich im Namen der Mühlenbauer herzlich bedanken. Danach sprach er die Hoffnung aus, dass man hier zeitlebens mahlen und gesundes Essen zu sich nehmen könne und wünschte allen einen schönen Tag.

Als letzten Redner bat Christian Rottstegge Herrn Jahn als Präsident der deutschen Gesellschaft für Mühlenkunde und Mühlenerhaltung um seinen Beitrag.

Herr Jahn sagte, er sei der Einladung gerne gefolgt, weil er zwar in den letzten Jahren vier oder fünf Mühlenbauten fachlich begleitet und betreut habe, es jedoch nicht alltäglich sei, dass eine Mühle zum zweiten Mal „Geburtstag feiert“ – nach 1848 nun nochmal am heutigen Tag. Restaurierung sei tägliche Arbeit, aber dass 60 bis 80 Prozent völlig neu aufgebaut werden müssen sei ein seltener Fall. Und das sei hier hervorragend geglückt! Als er sich der Mühle heute vom Heimathaus kommend näherte, freute er sich über die Mühlenflügel, die sich aber leider mangels Wind nicht drehten, was er gleich den Pastören zur Last legte, die wohl doch nicht einen so guten Draht „nach oben“ hätten, sonst hätte das mit dem Wind heute besser geklappt. Wieder ernst, wies er darauf hin, dass eine Mühle mit ihren vielen beweglichen Teilen gefährlich und kein Spielzeug sei. Das werden die Mühlenfreunde mit Sicherheit erst dann richtig erkennen, wenn die „bösen Winde“ aus welcher Richtung auch immer wehen und man gar nicht schnell genug hinterher kommt, die Mühle festzuhalten. Das werde sicherlich noch ein Problem der nächsten Jahre sein. Als weiteren Grund, gerne hier zu sein, nannte er dann die Aufgabe, die Glückwünsche der vielen tausend Mühlenfreunde Deutschlands zum so gut gelungenen Wiederaufbau der Mühle zu überbringen. In einem kurzen Rückblick in die Geschichte wies er auf den Rückgang des Mühlenbestandes in Deutschland hin. Waren es 1850 noch 35tsd Mühlen, gab es 1900 noch rund 30tsd, im Jahre 2000 dann nur noch rund 1500, die leidlich funktionierten. Ein großer Verlust an historischer Substanz, aber gleichzeitig ebenso an dem nötigen Know-How zum Bau und Betrieb der Mühlen. Herr Jahn ging auch noch kurz darauf ein, wie er seinerzeit auf Bitte des Vereins in Punzhausen die dort gelagerten Überreste der Bockwindmühle auf ihren Zustand hin überprüft hatte. Seine damalige Empfehlung, die ihm noch gut präsent sei, lautete: „Einen Haufen Brennholz nicht von Bayern quer durch Deutschland zu transportieren!“ Heute aber verspüre er zum ersten Mal tiefe Reue, nachdem er erfahren habe, wieviel Gutes die Weseker noch aus dem Haufen Brennholz herausgefischt haben, nämlich rund 40 Prozent nach Aussage des Vereinsvorsitzenden. Also eine sehr gelungene Arbeit aus dem, was der Zahn der Zeit in Paunzhausen übrig gelassen hatte. Dafür noch mal allen Respekt und herzlichen Dank.

Nachdem er sich mit dem Müllergruß „Glück zu“ verabschiedet hatte, segneten die beiden Geistlichen in einer kurzen Zeremonie die wieder aufgebaute Bockwindmühle ein.

Während all der guttuenden Gruß- und Danksagungen stand das Bauwerk, um das es ging, nur wuchtig und unbewegt im Fokus der Zuschauerblicke und Kameraobjektive. Nach dem Segen „von oben“  war nun die Zeit gekommen, zu zeigen, was eine Mühle zur Mühle macht: außen Flügeldrehen im Wind und innen ein Rattern und Arbeiten der Zahnräder und Antriebswellen. Die Bremse wurde gelöst – viel zu halten hatte die mangels Wind leider nicht -und mit ein wenig Müller-Schubsen zeigte die Mühle unter Beifall und Ah und Oh der erwartungvollen Gäste, was von ihr erwartet wurde. Nicht zu lange und gemächlich, aber wie bereits Wilhelm Busch einst dichtete …Hat man Korn, so fehlt’s am Winde, Hat man Wind, so fehlt’s am Korn.

Im Anschluss ging man zum geselligen Beisammensein bei Speis und Trank über, während weiterhin Führungen durch die Mühle stattfanden.

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